Chrom blitzt, Garagen füllen sich, Magazine schwärmen vom „goldenen Zeitalter der Klassiker“. Doch wächst der Oldtimermarkt tatsächlich oder ist der Hype vor allem Nostalgie im Hochglanzformat?
Zahlen, Daten und Fakten: Schwarz auf Weiß
Zahlen, Daten und Fakten sprechen eigentlich eine klare Sprache. Sie decken auf, ob hinter dem Hype nur heiße Luft steckt oder die Zulassungsstellen wirklich häufiger einen Oldtimer auf den Tisch bekommen. Schauen wir zuerst, was das Kraftfahrt-Bundesamt dazu sagt.
Laut ihm waren Anfang 2024 rund 750.000 Pkw mit H-Kennzeichen in Deutschland zugelassen, ein Plus von über acht Prozent zum Vorjahr. Zu keinem Zeitpunkt wurden in der Bundesrepublik mehr Oldtimer zugelassen als im vergangenen Jahr – mal schauen, wie es 2025 weitergeht.
Besonders stark vertreten: Mercedes-Benz und Volkswagen, die zusammen fast 40 Prozent aller historischen Fahrzeuge ausmachen. Der Gesamtwert aller über 30 Jahre alten Autos liegt laut Classic-Study 2023 bei rund 31 Milliarden Euro – beeindruckend, aber nicht automatisch rentabel.
Denn die Preisentwicklung verläuft gemischt. Der Deutsche Oldtimer-Index legte 2024 nur um 1,8 Prozent zu. Kaum mehr als die Inflation. Nur seltene Modelle steigen spürbar im Wert, zahlreiche Klassiker stagnieren. Damit zeigt sich: Das Wachstum liegt weniger im Geld, mehr in der Leidenschaft. Und ehrlich gesagt fährt ein Großteil der Liebhaber sein Gefährt auch nicht als Geldanlage, sondern weil er den Glanz und die Nostalgie liebt. Nur selten kauft sich jemand einen Oldtimer als reine Geldanlage.
Es geht weniger ums Geld, sondern um die Leidenschaft
Leidenschaft? Die bleibt unter den Klassikliebhabern ungebrochen! Besitzer nennen als Hauptmotive Kulturerhalt, Stilbewusstsein und Unabhängigkeit vom Elektrotrend. Der Oldtimer gilt für sie als eine Art Rückzugsort – ein nostalgisches, bequemes Ledersofa, um in vergangene Zeiten zurückzukehren. Oder noch besser: ein Stück analoger Freiheit in digitaler Zeit. Gleichzeitig kämpfen Halter mit steigenden Werkstattkosten, Ersatzteilmangel und Versicherungspreise. Wer beispielsweise Ersatzteile Mercedes Oldtimer sucht, merkt schnell, wie sehr Angebot und Originalität über den Investitionssinn entscheiden.
Zudem drohen Umweltzonen und künftige Steuerdebatten. Oldtimer genießen zwar Sonderrechte, aber keine politische Immunität. Wer den Wagen heute kauft, muss mit künftigen Einschränkungen rechnen.
Der Boom ist nicht bloß heiße Luft
Der Boom ist real, aber differenziert. Deutschland liebt seine alten Autos. Nicht, weil sie Goldgruben wären, sondern weil sie Geschichte erzählen. Jeder, der schon einmal in einem fünfzig Jahre alten Oldtimer durch die Straßen gefahren ist, weiß, wovon wir sprechen.
Der Markt wächst, solange Emotion und Vernunft sich die Waage halten. Wer kauft, sollte wissen, worauf er sich einlässt. Ein Klassiker ist kein Kontoauszug mit Rädern, sondern eine Liebeserklärung mit laufenden Kosten. Solche Reparaturen lassen sich beispielsweise Werkstätten häufig gut bezahlen und nicht jede nimmt einen solchen Auftrag an.